Immenstaad am Bodensee ist eine Gemeinde am Bodenseeufer im Bodenseekreis in Baden-Württemberg.
Geografie
Die Gemeinde liegt direkt am nördlichen Ufer des Bodensees, etwa neun Kilometer westlich der Kreisstadt Friedrichshafen.
Geschichte
Der Name „Immenstaad“ wird dem alemannischen Gründer Immo zugeschrieben. Die erste bekannte urkundliche Erwähnung datiert auf das Jahr 1094, als der bayerische Herzog Welf IV. dort liegende Güter dem Kloster Weingarten übertrug. Kippenhausen, als Chippenhusen 1158 ersterwähnt, gehörte 1165 zu den Besitzungen der Welfen. Das Dorf kam dann an die Grafen von Montfort, hierauf zur Reichsgrafschaft Ittendorf und bildete mit Reute und Frenkenbach eine Vogtei. Der Flecken Frenkenbach (Frenkinbach) kam vor 1143 aus welfischen Besitz an das Kloster Weingarten, die Vogtei befand sich von 1281 bis 1693 bei den Schenken von Schmalegg/Ittendorf. Aus dem späten Mittelalter, um 1340, stammt das Wrack, das 1981 im Uferbereich des Kippenhorns entdeckt wurde und das sich als ältester Schiffsfund im Bodensee erwies. Archäologen bargen und konservierten das große Wrack in einer aufwändigen, jahrelangen Aktion, so dass es jetzt im Archäologischen Landesmuseum in Konstanz besichtigt werden kann (siehe auch Schiffswracks im Bodensee). Im Dreißigjährigen Krieg war Immenstaad durch den Seekrieg auf dem Bodensee (1632–1648) betroffen.
Die Immenstaader Herrschaftsverhältnisse waren stark zersplittert, bis im späten 18. Jahrhundert das Haus Fürstenberg den gesamten Ort kaufte. Bereits 1716 wurde aufgrund des Testaments des Priesters Stephan Brodmann die erste Schule im Ort gegründet. 1806 wurde der Ort zu einer Grenzstadt von Baden mit dem Grenzbach zwischen Immenstaad und Fischbach als Grenze.
Am 1. Februar 1972 wurde Kippenhausen mit dem Weiler Frenkenbach nach Immenstaad mit Helmsdorf eingemeindet.
Im Jahr 1956 wurde die Bundesstraße 31 auf eine neue Trasse außerhalb des Ortskerns verlegt. In den 1960er und 1970er Jahren gab es eine direkte Verkettung zwischen dem wirtschaftlichen Wachstum der Firma Dornier mit der sprunghaften Verdopplung der Bevölkerung. Die Folge war, dass eine Siedlungsentwicklung mit Hochhäusern im Osten einsetzte, dem sogenannten Dorniergelände, auf dem sich inzwischen EADS und eine ganze Reihe innovativer Unternehmen niedergelassen haben. Der westliche Teil Immenstaads weist noch heute Dorfcharakter auf. Eine Entwicklung, die sich aufgrund der räumlichen Nähe zur Industriestadt Friedrichshafen weiter fortsetzen könnte. Die steigende Nachfrage nach Wohnraum ist ein Problem, mit dem sich die Gemeinde seit den 1960er Jahren auseinandersetzt.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
- Das Heimatmuseum im Haus Montfort ist in einem 1796 errichteten oder erneuerten Haus untergebracht, Bauherren waren nach der Inschrift im Balken über dem Eingang Simeon Schitterle und seine Frau Ursula geb. Rigler. Zum Ende des 20. Jahrhunderts nahm die Gemeinde einen umfangreichen Umbau vor. Das Gebäude ist mit einem Walmdach gedeckt und zeigt prachtvolles Fachwerk mit Zierrat, der Ausleger des Wirtschaftsschildes stammt von der Linde in Schussenried. Der Bau wurde 1936 in die Liste der Baudenkmäler eingetragen. In der Galerie im Obergeschoss werden wechselnde Ausstellungen von Künstlern aus der Region gezeigt. Das Konzept des Heimatmuseums ist anhand von alten Gegenständen, überwiegend des täglichen Gebrauchs, die Lebenskultur vergangener Jahrhunderte und die Arbeit der Menschen in der näheren Umgebung zu zeigen. Handwerkliche und bäuerliche Geräte sind Teil der Ausstellung, die teilweise noch erforscht werden muss. Haushaltsgegenstände und die Einrichtung eines alten Kaufmannsladens runden die Ausstellung ab. Die Exponate zur Ur- und Frühgeschichte sind Leihgaben des Landesdenkmalamtes. Sehenswert sind auch die Trachten der närrischen Traditionsgruppen.
- Die Galerie Seebär beheimatet eine nahezu komplette Sammlung an Steiff-Tieren und eine große Ausstellung von Barbie-Puppen.
Bauwerke
Die katholische Pfarrkirche St. Jodokus ist ein ortsbildprägendes Kirchengebäude. Die Gemeinde gehört zur Seelsorgeeinheit Immenstaad im Erzbistum Freiburg. Ein gotischer Chor, ein alter Turm und ein Kirchenbau aus neuerer Zeit sind zu einer Einheit zusammengewachsen.
Geschichte der Kirchengemeinde
Die kleine Gemeinde besaß ursprünglich eine kleine Kapelle, sie war Filialgemeinde der Pfarrei in Bermatingen, die etwa drei Wegstunden entfernt war. Bermatingen gehörte zur Zisterzienserabtei Salem. Die Gläubigen aus Immenstaad wollten wegen des weiten Fußweges einen eigenen Pfarrer, dies wurde von der Abtei Salem vehement abgelehnt. Die Gemeinde wandte sich an (Gegen-)Papst Johannes XXIII., dieser residierte in Bologna. Die Immenstaader bauten die Kapelle zu einer Kirche um und legten einen Friedhof an. Nach dem Konstanzer Konzil wurde die Gemeinde zur Pfarrei erhoben.
Baugeschichte
Der Grundstein der ersten Kirche wurde 1474 gelegt, sein Turm hat bis heute überdauert. Die Fertigstellung erfolgte 1487. Der asymmetrisch angelegte Chor lässt noch heute den gotischen Einfluss erkennen.
Das Kirchenschiff war im Laufe der Jahrhunderte etlichen Veränderungen unterworfen, es wurde 1980 abgebrochen. Der Chor blieb als Seitenkapelle erhalten. Die danach neu gebaute Kirche weihte Bischof Karl Gnädinger aus Freiburg am 24. Oktober 1982 ein. Der Pfarrsaal und verschiedene Veranstaltungsräume fanden im Untergeschoss Platz. Das ehemals gotische Netzgewölbe musste einer barocken Decke aus Gips weichen. Der Chorbogen ist ebenfalls noch ein Zeugnis aus gotischer Zeit. Die barocke Ausstattung wurde dem Zeitgeschmack entsprechend gegen Ende des 19. Jahrhunderts durch eine im neugotischen Stil ersetzt.
Die Pläne für den Neubau erstellte der Architekt Hanns B. Schlichte aus Friedrichshafen. Die neue Kirche im Verbund der Bauteile aus verschiedenen Jahrhunderte beinhaltet als Leitgedanken die Vision des Johannes (Apokalypse 21,3): Seht das Zelt Gottes unter den Menschen. Er wird bei ihnen wohnen und sie werden sein Volk sein und er, Gott, wird bei ihnen sein. Dies wird auch durch das Zeltdach symbolisiert. Baubeginn war der 29. September 1980, davor gab es über fünf Jahre lang Querelen und Prozesse zum Thema der Erhaltung des ehemaligen Kirchenschiffes. Der Grundstein wurde am 8. November 1981 gelegt, das Pfarrheim im Untergeschoss des Neubaus wurde Ende 1982 fertiggestellt. Weihbischof Karl Gnädiger aus Freiburg konsekrierte die Gebäude am 24. Oktober 1982. Diese neue Kirche stand wie gehabt, unter dem Patrozinium des Jodokus. Die Verehrung diese Heiligen war besonders im Bistum Konstanz weit verbreitet. Die siebzehn Kirchenfenster aus Buntglas wurden 1982 nach Entwürfen von Hermann Geyer gestaltet. Die Ausführung lag bei der Glaswerkstatt Derix in Rottweil. Sie sind sehr farbenfroh gehalten und zeigen die Schöpfungstage, den Sündenfall, die Vertreibung aus dem Paradies, Gestalten aus dem alten Testament, die Geburt Christi die Kreuztragung Jesu und sein Tod. Weitere Themen sind die Grablegung und die Auferstehung und die Szene mit den Emmausjüngern. Der ehemals gotische Chor blieb erhalten und wird heute als Seitenkapelle genutzt. An der Wand vor dem Chor hängt das Ölbild mit der Darstellung der Krönung der Maria. Es ist von beschnitzten und gefassten Rosenkranz-Medaillons umrahmt, die von einem alten Rosenkranzaltar aus der Barockzeit stammen. Die Kirchenfenster stellte 1877 die Glasmalerei Lütz aus Sigmaringen her. Sie stellen die Kirchenlehrer Augustinus, Ambrosius, Hieronymus und Gregorius dar. Das Südfenster, 1952 von Hans Breinlinger geschaffen, zeigt die Geburt Christi. Das Maßwerk der Fenster und der Spitzbogen am Eingang des Chores sind Relikte aus der Zeit der Gotik. Das alte Netzrippengewölbe wurde bei der Barockisierung des Gebäudes durch eine Stuckierte Decke ersetzt.
Weitere Bauwerke
- Michaeliskapelle: In unmittelbarer Nachbarschaft der Pfarrkirche steht die Michaeliskapelle. Sie wurde 1713 errichtet und enthält einen sehenswerten Altar und eine Deckenbemalung im Stil des 18. Jahrhunderts.
- Haus Michael, 1461, ältestes profanes Gebäude, 1999–2001 aufwändig saniert, 2003 mit dem Landesdenkmalpreis ausgezeichnet
- Schwörer-Haus, 1578, Denkmal des Monats im Mai 2015
- Haus „Alte Vogtei“, 1723 erbaut, wurde 1981 umgebaut, wobei Gemäuer und Fachwerk wieder in den Urzustand versetzt wurden.
- Altes Rathaus, 1716 für die Deutschorden-Kommende Mainau erbaut
- Das Schloss Kirchberg war ehemals ein Gutshof des Klosters Salem. Es wurde umgebaut und modernisiert und derzeit als Campingplatz Jachthafen und Weingut genutzt.
- Schloss Hersberg
- Das Schloss Hersberg wurde zwischen 1550 und 1696 als mächtiger Staffelgiebelbau errichtet, der Rudolf von Hersberg übernahm die Anlage 1618. Heute beinhaltet es das Bildungszentrum der Pallottiner und eine Pflegeeinrichtung.
- Das Schloss Helmsdorf gehörte den Herren von Helmsdorf, einer ministerialischen Familie. Bekannt war der geistliche Dichter Konrad von Helmsdorf – er schrieb um 1330 den Heilsspiegel – und der Germanist Joseph von Laßberg, von 1798 bis 1802 Eigentümer von Schloss Helmsdorf. Derzeit werden auf dem Gelände ein Jachthafen und ein Campingplatz betrieben.
- Die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt im Ortsteil Kippenhausen geht auf das 15. Jahrhundert zurück (Turm, Umfassungsmauern des Chors). Sie steht auf einer Anhöhe mitten im Dorf. Der Ort wurde 1275 urkundlich als selbstständige Pfarrei erwähnt. Das Kirchenschiff und der Chor wurden 1710 im Auftrag des Abtes Sebastian Hyler aus Weingarten neu im Stile des Barock errichtet. Die Inneneinrichtung ist prunkvoll. Zur Kirche gehört das gegenüber stehende historische Pfarrheim, es wurde um 1800 als schwarz-weißes Fachwerkhaus errichtet. Das Kloster Ochsenhausen ließ den Chor im 18. Jahrhundert umfangreich renovieren. Die großen Stuckreliefs unter der Decke zeigen die vier Evangelisten. Es ist nicht überliefert, wer das Monogramm mit der Maria geschaffen hat. Das Altarbild des Hochaltares aus der Zeit um 1500 ist dem Johann Georg Bergmüller zugeschrieben, er war Direktor der Akademie. Das Bild zeigt Jesus, wie er die Lehren des Benedikt und des Hieronymus vermittelt. Er wird von Josef und Maria begleitet. Oberhalb der Mensa steht in einer Nische in einer Zinnvase ein Blumenstrauß mit bemalten Blumen aus Blech. Die Orgel wurde 1992 durch die Orgelbauwerkstatt Harald Rapp erbaut. Das Instrument hat 17 Register, verteilt auf zwei Manualen.
- Romanische Kirche Frenkenbach
Im Ortsteil Frenkenbach steht die romanische Kirche St. Oswald und St. Otmar. Die aus Feldsteinen errichtete Kirche wird im Volksmund „Frenkenbacher Münster“ genannt. Sie wurde im 12. Jahrhundert erbaut. An den Längswänden sind oben noch die mittlerweile zugemauerten ursprünglichen Fenster zu erkennen. In der Kirche finden sich zwei Skulpturen, links ein Schmerzensmann (um 1400), rechts eine Anna selbdritt (18. Jahrhundert). Die ursprünglichen Fresken sind nicht mehr vorhanden. Der Kirchenraum wirkt dadurch sehr schlicht, aber dennoch beeindruckend. - Markgräflicher Badepavillon im „Kichberger Wäldle“
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