Eriskirch ist eine baden-württembergische Gemeinde am Bodensee, etwa in der Mitte zwischen Friedrichshafen und Langenargen und sieben Kilometer südlich von Tettnang.
Geografie
Das Gemeindegebiet liegt an der Mündung der Schussen und ist geprägt durch ausgedehnte Waldflächen sowie durch das größte Naturschutzgebiet am nördlichen Bodenseeufer, das 550 Hektar große Eriskircher Ried.
Gemeindegliederung
Zur Gemeinde Eriskirch gehören die Teilorte Eriskirch, Mariabrunn, Schussenreute, Röcken, Ziegelhaus, Knöbelhof, Wolfzennen, Langenacker, Hofstatt, Braitenrain und Dillmannshof (seit der Gemeindereform im Jahr 1937), Schlatt, Gmünd, Moos sowie Ober- und Unterbaumgarten (seit 1818).
Geschichte
Wie auch an anderen Orten der Bodenseeregion sind durch archäologische Funde bereits Siedlungen aus der Steinzeit belegt. Um 50 n. Chr. errichteten die Römer hier eine Brücke über die Schussen. Weitgehend unerforscht ist die zugehörige römische Siedlung am westlichen Schussenufer, der römische Vicus von Eriskirch.
Die erste gesicherte urkundliche Erwähnung Eriskirchs datiert auf das Jahr 1257. Die Herrschaft Baumgarten gehörte bis 1472 dem Hochstift Konstanz. Gegen den Verkauf an die Freie Reichsstadt Buchhorn (heute Friedrichshafen) leisteten die Eriskircher Bauern erbitterten Widerstand.
Ende des 14. Jahrhunderts wurde die frühgotische Kirche Mariä Himmelfahrt neu errichtet, nachdem sich Eriskirch zu einem weithin bekannten Wallfahrtsort entwickelt hatte. Die reiche Ausstattung mit Werken des Meisters von Eriskirch, den Glasfenstern und gotischen Wandmalereien (jeweils um 1420) – im voll ausgemalten Chor sind die „Armenbibel“ und die „Hostienmühle“ fast vollständig erhalten – zeugen von einer blühenden Wallfahrt bis ins 19. Jahrhundert. Die Glocken V, VI und I aus dem 13., 14. und 16. Jahrhundert sind aus dieser Zeit bis heute zu hören. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde 1666 das Gebäude teilweise barockisiert, insbesondere die Wandmalereien übertüncht und der Dachstuhl des Langhauses um etwa zwei Meter auf die Firsthöhe des Chors angehoben. Aus dieser Zeit stammen auch die Apostelstatuen. 1933 wurden die gotischen Wandmalereien wieder hervorgeholt.
Die Grafen von Montfort stifteten unter anderem das „Stifterfenster“ in der Wallfahrtskirche „Mariä Himmelfahrt“ um 1420 in Eriskirch und im heutigen Ortsteil Mariabrunn im 18. Jahrhundert die Kirche „Zu unserer lieben Frau“.
Im 19. Jahrhundert fiel Eriskirch zunächst an Bayern, 1810 dann auf Grund des Grenzvertrags an Württemberg und wurde dem Oberamt Tettnang zugeordnet. Einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte die Gemeinde, als sie 1899 durch die Bahnstrecke Friedrichshafen–Lindau Anschluss an das Streckennetz der Württembergischen Staatseisenbahnen und der benachbarten Bayerischen Staatseisenbahnen erlangte.
Die Verwaltungsreform während der NS-Zeit in Württemberg führte 1938 zur Zugehörigkeit zum Landkreis Friedrichshafen, der nach dem Krieg als Landkreis Tettnang fortbestand. Seit 1945 lag Eriskirch in der Französischen Besatzungszone und kam somit zum neu gegründeten Land Württemberg-Hohenzollern, welches 1952 im Land Baden-Württemberg aufging. Auf Grund der Kreisreform in Baden-Württemberg wurde Eriskirch 1973 Bestandteil des Bodenseekreises.
Im Ortsteil Oberbaumgarten befinden sich die Reste der Burg Baumgarten.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Eriskirch liegt an der Hauptroute der Oberschwäbischen Barockstraße.
Naturschutzzentrum
Eriskirch bietet ein Naturschutzzentrum, das auf die Tier- und Pflanzenwelt und den Naturschutz des naheliegenden Riedes spezialisiert ist. Insbesondere die Ausstellungen zum Thema Natur am Bodensee, aber auch die Führungen durch das 450 Hektar große Eriskircher Ried, dem größten Naturschutzgebiet am nördlichen Bodenseeufer sind sehenswert. Das Ried wurde bereits 1937 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Der Bestand der blau blühenden Sibirischen Schwertlilie ist der größte seiner Art in Deutschland. Trotz früherer Hochwasser und auch durch die zeitweise Nutzung des Riedes als Truppenübungsplatz ist das gesamte Gebiet heute wieder in einem guten ökologischen Zustand.
Bauwerke
- In der Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt, die um 1400 erbaut wurde, sind im hochgotischen Chorraum seltene Seccomalereien zu sehen. Diese Wandmalereien sind von 1420 bis 1430 entstanden. Im Chor des heute als Pfarrkirche genutzten Sakralbaues befinden sich weiterhin zwei bunte Glasfenster, die von den Grafen von Montfort gestiftet wurden. Eine besondere Kostbarkeit ist das Gnadenbild der Gottesmutter mit Christus, thronend auf dem Sockel mit Mondgesicht aus dem Jahre 1350. Einzigartig auch das Bildnis der Darstellung einer Hostienmühle als Wandmalerei. Auf der südlichen Langhauswand befindet sich – wie in der Jodokus-Kirche in Überlingen – ein Wandbild mit der Legende der Begegnung der drei Lebenden und der drei Toten aus der Zeit um 1430. Als Besonderheit wird hier die linke Gruppe der Lebenden von der rechten Gruppe der Toten getrennt durch ein Brustbild Christi als Weltenrichter über zwei offenen Gräbern, aus denen zwei Tote hervorsteigen und Schriftbänder halten, deren Texte nicht mehr zu entziffern sind.
- Über die Schussen führen zwei historische Holzbrücken: eine von 1828 bei der Ortsmitte und eine 1824 erbaute im Ortsteil Oberbaumgarten. Die Eriskircher Brücke ruht auf 96 Holzpfählen, die am 13. Februar 1828 geschlagen wurden; sie bildet an der ehemaligen Grenze zwischen der Reichsstadt Buchhorn und der Grafschaft Montfort seitdem die Verbindung von Oberdorf nach Eriskirch.
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